Living Lines Workshop 2020

Diesen Februar wurde zum ersten Mal der „Living Lines Workshop“  – ein Vertiefungskurs für 2D Animation – an der Hochschule Luzern Design & Kunst durchgeführt, und zwar von zwei Alumni: Amélie Cochet und Louis Möhrle, aka Studio PIAF. Wie kam dieser Workshop zu Stande und wie war die Woche für die Beteiligten? Wir baten Amélie und Louis, uns ihre Erfahrungen zu schildern.

Louis Möhrle und Amélie Cochet aka Studio PIAF

“Die Idee entstand während des Filmfestivals Locarno an einem späten Abend. Sie gärte aber schon lange in unseren Köpfen – bereits während den drei Jahren unseres Studiums in Animation wünschten wir uns sehnlichst eine 2D Version der LUMAA. Als dies auch im Sommer nach unserem Abschluss noch in den Sternen zu stehen schien, entschieden wir uns – noch nicht ganz so ernsthaft – einfach selber eine „2D LUMAA“ auf die Beine zu stellen.

Wir fingen damit an, mit unserer Idee auf verschiedene Leute aus der Schweizer Animations-Szene zu zu gehen und waren überrascht, wie viele uns darin ermutigten oder uns sogar ihre Hilfe anboten; es schien tatsächlich ein allgemeines Bedürfnis zu sein.

Also begannen wir damit uns ernsthafter damit auseinanderzusetzen: wir überlegten uns was wir an Infrastruktur und Lehrpersonen brauchten; wo, wann und wie das Ganze stattfinden sollte und wie wir es finanzieren könnten. Ein anderer Aspekt war, herauszufinden, wie wir das Interesse der Leute dafür wecken; wer unsere Zielgruppe ist; was wir persönlich davon erwarten und wie wir die Werbung möglichst weit streuen könnten. Wir verfassten eine Konzeptskizze und gingen auf die Abteilungsleiter des BA Animation an der HSLU zu, die uns ebenfalls in unserem Vorhaben bekräftigten und sofort ihre Unterstützung zusagten.

Schliesslich hatten wir alles zusammen: Dozierende, Räumlichkeiten, Materie, einen groben Zeitplan und einen Wochenaufbau. 

Die erste Ausführung war ein Erfolg – es wurde viel gelehrt und gelernt, gelacht und ausprobiert. Wir haben den einwöchigen Kurs in verschiedene Themen gegliedert und diverse Aufgaben zur Verfügung gestellt, aus denen die Teilnehmenden eine passende auswählen konnten, mit der sie sich während der Woche zu den unterschiedlichen Themen auseinandersetzen konnten. 

Frederic Siegel (links) und Veronica L. Montaño (rechts) machten als Dozierende den Einstieg in die Materie und gaben am Montag und Dienstag Inputs und Feedback zu den Themen Staging, Keyframes und Characterdesign. Weiter ging es am Mittwoch und Donnerstag mit Justine Klaiber und Nino Christen, die Acting, Lip Sync und Basic Animation unterrichteten und den Teilnehmenden individuelles Feedback auf ihre jeweiligen Szenen gaben. Zu guter Letzt gab Etienne Mory am Freitag den Teilnehmenden Feedback und Einblicke in das erstellen eines Tie Downs und in verschiedene Aspekte der 2D FX Animation. Am Samstag profitierten die Teilnehmenden von der Infrastruktur und konnten frei und nach Belieben an ihren Szenen weiterarbeiten. Den Abschluss machten wir alle zusammen am Sonntag mit einer Kino-Session, wo wir die entstandenen Projekte sehen und kommentieren konnten. Wir beendeten den Kurs schliesslich mit einer ausführlichen Feedbackrunde auf die ein kleines Apéro und gemütliches Beisammensein folgte.  

Mit dem Elan, den wir nun nach dem ersten Kurs haben, setzen wir uns gleich an die Planung der nächsten Durchführung im 2021. Da wir bester Zuversicht sind, dass der „Living Lines Workshop“ jährlich durchgeführt werden kann und sollte – werden wir alles daran setzen, eine angemessene Dauer gewährleisten zu können und den Kurs auf die Spitze der Professionalität zu treiben, damit die Teilnehmenden in Zukunft maximal davon profitieren können. Wir haben bereits Pläne für den nächsten Kurs und Ideen, wie wir diese umsetzen und finanzieren können.

An dieser Stelle danken wir noch ganz herzlich den Dozierenden der ersten Ausgabe: Veronica L. Montaño, Justine Klaiber, Etienne Mory, Nino Christen und Frederic Siegel! Sie waren mit grossem Engagement, Kompetenz und Begeisterung am Werk – es war eine wahre Freude mit ihnen! Auch den Teilnehmenden des ersten Kurses ein herzliches Dankeschön für euer Vertrauen und eure Rückmeldungen, es hat uns sehr gefreut, zu sehen wie motiviert ihr an der Arbeit wart!

Die Kursteilnehmer des LLW 2020

Wir würden uns freuen, bei einer nächsten Ausgabe wieder begeisterte Animatorinnen und Animatoren an Bord zu haben, die mit Begeisterung Neues lernen und diese Plattform für ihre persönliche Weiterbildung und Vertiefung in der Kunst der 2D Animation nutzen wollen.

Informationen zur nächsten Durchführung wird es in baldiger Zukunft auf diversen Kanälen geben. Ihr findet den Living Lines Workshop auf Instagram und Facebook, folgt uns dort, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und Einblicke in den ersten Kurs zu erhalten!

Bleibt gespannt und geschmeidig

Herzlich
Louis Möhrle & Amélie Cochet 
aka Studio PIAF

Living Lines Workshop auf Facebook
Living Lines Workshop auf Instagram

Acting for Animation

Workshop with Robert Bennett

The third semester students had the honour to have a two-day acting workshop with Robert Bennett for our contract works (TedX Basel, Museum Baden, Swiss Television, Cartoon Network).

Robert Bennet is from Mississippi, Alabama (US), which is rather funny since he looks and sounds very British. Maybe his stay in France at the École de Mime Corporeal Dramatique de Paris in 1984 to study mime has something to do with that.

He has created workshops in Corporeal Acting for Animation to help schools and production studios with the acting of their characters. Apart from that, he usually performs in performing spaces or art galleries.

Robert also does workshops in other schools like The Animation Workshop and Les Gobelins. He also holds this workshop at different companies such as Disney in France or Warner Brothers Feature Animation in the US. On those trips he’s met people like Richard Williams (The Animator’s Survival Kit), James Baxter and Glen Keane (both from Disney).

In the workshop we did a lot of different excercises. Most of them had to do with expressing ourselves.

One of the exercises was trying to get your partner to do a certain move or pose. But you could only say the word ‘ding’ when he was close. It certainly was a fun experience for us.

After the lunch break we even had a little yoga session to get our brains going again. We also did the classic trust experiment. Letting yourself fall backwards and hoping your partner will catch you.

Facts About Him

When we asked him what he felt the most important characteristic of a good director was, Robert told us that it was the capacity to listen.

His favourite movies and directors:

  • Sexy Beast (Jonathan Glacier)
  • American Beauty (Sam Mendes)

His teacher was Étienne Decroux but the person inspiring him to be interested in everything was David Bowie.

Facts about Acting

The acting happens from the torso. Our arms and legs are just attachments (for animators: overlapping action).

His master Étienne Decroux says that there are “five levels of consciousness”.

We did an exercise for that. All we needed was a chair.

  1. Sit in the chair, closed eyes, totally relaxed
  2. Open your eyes slowly, blink a lot
  3. Open your eyes completely
  4. Straighten up
  5. Stand up
  6. Walk towards the class and say your name loud with a smile.

Platon: «Where we look says what we think»

You cannot separate your emotions from your body language.

Charles Darwin already wrote about micro mimic.

Paul Ekman also explored micro mimic. Together with W.V. Friesen he created the Facial Acting Coding System (FACS). He also wrote a book about how to lie. He also helped as a scientific adviser for the series «Lie to Me». And he also worked with Pixar for «Inside Out».

– Leoni Dietrich –

Pictures: Jane Mumford, Leoni Dietrich

Mila – Animated Short Film

Cinzia Angelini

Cinzia Angelini ist eine energiegeladene Frau, die schon seit über 20 Jahren im Animationsbuisness mit dabei ist. Begonnen hat Sie mit der klassischen Animation und später arbeitete Sie auch in der 3D Animation. Noch dazu kommt, dass Sie Story Artist ist.

Die talentierte Powerfrau hat uns kürzlich an unserer Schule besucht, um dem fünften Semester ein kurzes Feedback zu den Auftragsarbeiten zu geben und ihren neusten, fast fertigen, animated Short Film „Mila“ zu präsentieren.

Nachdem Sie eine Zeit in London und München für Amblimation (Produktionsfirma von Steven Spielberg) und Warner Brothers gearbeitet hat, macht Sie sich auf nach Amerika um für Dreamworks zu arbeiten. Ihr Weg führte sie durch viele verschiedene Kollaborationen mit all den grossen Studios in Hollywood. Es handelt sich dabei um Firmen wie: Sony Imageworks, Walt Disney Animation, Warner Brothers, und Illumination Entertainment.

Daraus resultieren Filme wie: “Balto,” “Prince of Egypt,” “Eldorado,” “Spirit,” “Sinbad,” “Spider-man 2″ (Best Visual Effects Oscar Winner, 2005), “Open Season,” “Meet the Robinsons,” “Bolt,” “The Minions Movie” und “Despicable Me 3” und “Minions Mayem”.

Momentan ist Cinzia Angelini mit ihrem eigenen Projekt beschäftigt. Sie ist Autorin und Regisseurin von ihrem 40 minütigen Short „Mila“. Dazu unten mehr.

Quelle

Mila

Im Karussell drehend, sitzt das glückliche Mädchen Mila. Alles ist farbig, alles ist fröhlich, die Welt ist heil. Plötzlich kippt die Stimmung. Alles wird zu braunen Trümmern. Wir sind in Trento Italien 1943, Bomben schlagen ein, das Karussell ist zerstört und auch Milas Kindheit.

So beginnt „Mila“ der Film. Mila ist die Geschichte von Cinzia Angelinis Mutter. Die Geschichte spielt in Italien während der Mussolini-Herrschaft im Zweiten Weltkrieg. Es handelt sich dabei nicht um einen politischen, historischen Film, sondern um ein Portrait der Leute aus dieser Zeit. Es werden keine Soldaten gezeigt und die Kampfflugzeuge sind neutral gestaltet.

Der Prozess

Die Produktion von Mila startete 2010. Speziell an dem ganzen Film ist, dass er mit 250 freiwilligen Mitarbeitern aus 25 Ländern gemacht wurde. Doch diese Leute versammelten sich nicht an einem Ort, sondern kommunizierten über Skype, Slack und tauschten Daten aus über einen Server. Also ob diese Herausforderung schon nicht genug wäre, gab es auch noch sprachliche Schwierigkeiten.

Trotz der anspruchsvollen Organisation, wurden alle Produktionsschritte gekonnt durchgeführt.

Der Film wird ohne Dialog gehalten, um universal zu sein. Das ist auch der Grund für den Namen Mila. Mila ist in vielen Ländern bekannt und aussprechbar. Mila ist nicht nur der Charakter, der Cinzias Mutter verkörpert. Sie verkörpert vielmehr die Zivilbürger die im Krieg zu Leiden hatten.

„It is important to belive in your work“ – Cinzia Angelini 2017

Ein weiterer schwieriger Part am ganzen war, dass Angelini viele Charakter wollte für Menschenmengen. Das heisst auch viele Characterdesigns. Man riet ihr zwar davon ab, doch das hielt Angelini nicht auf.

Ein guter alter Tipp hierbei ist; bei einem bereits vorhandenen Charakter Farben oder Accessoires zu verändern.

Cinzia hat das Storyboard nicht selber gemacht. Emanuela Lozzi, eine Storyboarderin bei Laika, übernahm diesen Part. Cinzia Angelini empfiehlt es auch anderen, das Storyboard nicht selber zu machen, wenn man die Geschichte schreibt, weil man dem Thema oft zu nahe steht. Der Storyboarder kann die Geschichte mit Abstand betrachten und sieht es aus einem anderen Winkel.

Die Recherche

Was Angelini wie auch so viele andere erfolgreiche Persönlichkeiten im Business immer wieder betonen, ist die Wichtigkeit der Recherche!

Für den Film wurden viele alte Bilder von Trento angeschaut. Besuche vor Ort gehörten auch dazu. Es ist sehr wichtig, dass die Lokalitäten auch eine Bedeutung haben. Das verleiht dem Film eine starke Stimmung.

Natürlich war es bei der Materialbeschaffung eine grosse Hilfe, dass Angelinis Protagonistin ihre eigene Mutter ist.

Technische Angelegenheiten

„Don’t make a scarf!“ – Cinzia Angelini 2017

Es ist eines der schwersten Accessoires überhaupt. Besonders einen so luftigen wie Mila ihn trägt. Gebt also beim Filmgucken Acht auf den Schal. Es ging viel Arbeit in das flauschige Kleidungsstück.

Auch einer der schwersten Angelegenheiten waren wenig überraschend die Rigs. Ein Rig ist das Skelett der Figur. Damit kann man das starre Model bewegen.

Jetzt kommen wir zu einem „nerdigeren“ Part. Digital Matte Painting ist eine geniale Software. Damit wird eine 2D Malerei auf 3D projiziert. Also kein Modeling, die Kamera darf jedoch nicht zu stark bewegt werden. Diese Software ist ideal für wide shots für Städte. Angelini meinte, sie hätte es gerne öfters angewandt.

Warum CGI und nicht 2D?

Bei „Bolt“, damals noch mit dem Arbeitstitel „American Dog“, wurde viel mit unterschiedlichen Renders experimentiert – Render ist das Herausspielen des Filmes, um ihm den finalen Look zu geben. Dabei kamen viele gute Stile heraus. Angelini war inspiriert davon und entschied sich deshalb später bei ihrem Projekt auch für die 3D Technik.

Oft hinterfragte Sie sich jedoch selbst in ihrer Entscheidung. Am Schluss kann Sie jedoch sagen, dass es die richtige Wahl war.

Als kleiner Trost für 2D Liebhaber sind die End Credits in 2D gemacht worden. Es handelt sich dabei um einen alten Still der Illustration (mit einer Papierstruktur im Hintergrund).

 

„Mila“ wird bald fertig sein. Cinzia Angelini hat bewiesen das man einen High Quality CGI Film mit unterschiedlichsten Menschen an unterschiedlichsten Orten machen kann. Stimmt die Motivation und die Organisation, so wird auch das Resultat stimmen!

 

Vielen Dank Cinzia Angelini!

–Leoni Dietrich–

 

Mini Credits

Nur ein Bruchteil der Leute die Angelini während ihres Vortrages erwähnt hatte.

Tätigkeit Name Firma Info Land
Storyboarder Emanuela Lozzi Laika
Musik Flovio Gargano
Painting Alexandra Kavalova Canada
Character Design (Mila) Luisa Grane

Hat Angelini kennengelernt bei Dreamworks

War zuerst Animator, jetzt Characterdesigner

USA/Argentina
Modelling Mila Philippe Brochu Dreamworks USA/Canada
Modelling Texturing Ruchita Jewal Modellt und texturierte Angelinis lieblings Prop: Cuckoo Clock
Visuall Story Bruce Block
Lighter Geoffrey Duch Frankreich

 

 

 

Christian Puille – der Mann hinter den Storyboards

 

 

Christian ist schon seit vielen Jahren Storyboard Artist. Er hat unter anderem an Werken gearbeitet wie: „Room on the Broom“ (2012), Ted Sieger’s Molly Monster (2016) und Werner – Das muss kesseln!!! (1996). Bescheiden und mit grossem Interesse an unseren Arbeiten, lehrte uns Christian in einer kurzen aber sehr lehrreichen Woche das Storyboarden. Ich habe mich am Ende der Woche mit ihm zusammengesetzt um mit ihm über sich und seine Karriere zu reden. In seiner Karriere durfte er viele spannende Leute kennenlernen, einige davon sind im Text vermerkt und verlinkt, nachschlagen empfehlenswert!

Christian Puille, wie alles begann

Mit dem grossen Wunsch eines Tages Comic Artist zu werden, studierte Christian Kommunikationsdesign 1986 in Augsburg. Während seines Studiums machte er noch ein Austauschjahr in Belfast. Seine Bachelorarbeit war dann auch eine Graphic Novel. Damals war Lorenz Mattotti sein grosser Star. Lorenzo Mattotti ist ein italienischer Comiczeichner und Grafiker.

Christian nahm dann an einem Workshop in Urbino (Italien) teil, den Lorenzo Mattotti führte. Tatsächlich vermittelte Mattotti ihn dann an eine Firma (I.M.). Er bekam dann auch einen Vertrag. Den Vertag hat er mit Mattottis Agenten, Paul Dérouet in Hamburg, abgeschlossen.

Leider stellte sich da heraus, dass Christian nicht ganz an die Fähigkeiten der grossen Comickünstler herankommt.

Was jetzt?

Der Film “Felidae” ist von Michael Schaack (Regie), dessen Studio schreibt sich “Trickompany“. Akif Pirincci hat die Romanvorlage dazu geschrieben.

Darauf hin jobbte er ein Jahr als Illustrator. 1993 konnte er als Praktikant an seinem ersten Film „Felidae“von Michael Schaack (Regie). Akif Pirincci hat die Romanvorlage dazu geschrieben. Die Firma in der das ganze statt fand hiess “Trickompany”.

Zusammen mit seinem Praktikumskollegen hat er viel geputzt und Kopien gemacht. Seine erste zeichnerische Aufgabe war es dann Türen zu zeichnen. Das hat er so gut gemacht, dass man beschloss, im das Layout zeichnen beizubringen. Marc Marren war da sein Layout Supervisor.

Am Ende der Geschichte des Filmes gab es eine riesen Explosion. Durch Zeitdruck hat die ganze Firma an dieser Explosion gearbeitet. Jeder und jede animierte wegfliegende Teilchen. In diesem Tumult lernte Christian John Cousen kennen. Durch diese Begegnung hat es Christian nach London verschlagen. Dort konnte er als VFX Assistent Wasser animieren, was ihm sehr gut gefiel.

1994, wieder zurück in Hamburg, wieder zurück bei Trickompany. Eines Tages kam der Chef vorbei und sagte, dass dem, der gute Figuren und Räume zeichnen kann, dem bringen sie das Storyboarden bei. Mit Christian wurden drei Leute das Storyboarden beigebracht.

Weiter ging es dann mit der Serie Loggerheads. Christian durfte Storyboard Assistant sein. Das heisst so viel wie: Er kontrollierte ob der Charakter immer den richtigen Hut auf hat. Nachdem ein wenig Zeit vergangen war, durfte Christian eine eigene Episode Storyboarden. Dazu bekam er einen Supervisor Marc Gordon-Bates und anstelle der üblichen fünf durfte er sich 20 Wochen Zeit nehmen. Seine zweite Episode stellte er schon deutlich schneller her.

Um etwa 1996 machte Christian noch am Film „kleines Arschloch“ mit. Der Film basiert auf der gleichnamigen Comicserie von Walter Moers. Regie führte Michael Schaack.

Auf nach Dänemark!

Danach geht es bereits wieder weg von Deutschland und auf nach Dänemark. Über Matthias Lechner – ein deutscher Artdirector und Animationsfilmer, der u.a. bei Zootopia mitarbeitete – gelangte Christian 1997/98 nach Kopenhagen zu „A Film“.

Christian stellte sich vor und „A Film“ nahm ihn auf, aber er durfte noch keine Feature Filme machen. Also machte er hauptsächlich Layouts für Serien für Vorschulkinder.

Bei einem Layout zeichnet man die Storyboard Skizzen rein: Hintergründe, Posen schön zeichnen, Kameraanweisungen und Zeit und Bewegungen vermerken.

Für die Serie Benjamin Blümchen hat er dann „ge-storyboardet“, Set Design und Character Model Sets gemacht. Christian war in einigen Folgen verantwortlich für das Design, also eine Art „Art Director“.

Mit seiner neuen Erfahrung ist Christian dann 1998 wieder zurück nach Deutschland gereist.

Der Stand der Dinge

Heute arbeitet er in einer Ateliergemeinschaft mit Verbindungen zu Kopenhagen, ganz Skandinavien und Süddeutschland. Sein Aufgabenbereich umfasst vor allem Werbejobs und macht manchmal auch Packaging Design (illustrativ). 2008 hat er an Gruffalo gearbeitet und später 2010 an Gruffalo’s Child.

Schon bereits 1996, nach zwei Jahren Storyboarding, dozierte er den ersten Kurs in Deutschland zu Storyboards, was er bis heute noch macht. Florian Wagner war Student an der Filmakademie und Praktikant bei der Trickompany, er hatte die Idee, dass Christian an der Filmakademie einen Storyboarding Workshop machen soll.

Einige der späteren Gründer von Studio Soi hat er an der Filmakademie Baden-Württemberg während seines ersten Storyboard-Workshops 1996 kennengelernt:

Jakob Schuh, Klaus Morschheuser, Michael Sieber und Torben Meier. (Weitere Gründer waren: Carsten Bunte, Matthias Schreck und Saschka Unseld).

Noch mehr zu „Revolting Rhymes“!

Übrigens hat Christian auch 6 Wochen für Revolting Rhymes das Storyboard gemacht. Dieser Film fand bereits im Beitrag über Bin Han To Erwähnung. Wie ihr sehen könnt haben aussergewöhnlich talentierte Menschen daran gearbeitet. Hinzu kommen noch Nadya Mira (Konzept Art), Ben Bouequellet (Erfinder Gumball), Aurelien Predal (Color Scripts), Jakob Schuh (Gründer Studio Soi und Regisseur)

Also los geht’s, Revolting Rhymes schauen!

Noch ein paar letzte Worte

Wie ihr lesen könnt hat Christian viel gearbeitet und sich ein reiches Netz an Bekanntschaften zurechtgelegt.

Zum Schluss sagte er es gäbe zu wenig Nachwuchs im Bereich Storyboard. Er sieht das zumindest in Norddeutschland so. Christian ermutigt zum Storybording! Nach unserem Workshop ist er auch gleich nach Dänemark geflogen, um sein Wissen auch beim „The Animation Workshop“ weiterzugeben.

 

Im Endeffekt kann ich nur festhalten, dass ich hoffe, dass Christian nächstes Jahr wiederkommen kann und bedanke mich im Namen der HSLU für seine immense Leistung!

–Leoni Dietrich–

Bin Han To hat uns beehrt

Bilder: Revolting Rhymes

Bin-Han To

 

Einführung Auftragsarbeit im 3. Semester!

Zur Einführung der Auftragsarbeit befassen wir uns mit Concept Art. Ihr kennt diese Arbeiten sicher vor allem durch die Cartoon Network Clips, oder fleissige Blogleser anhand von diesem Beitrag ;).

Hierfür ist Bin Han-To als Gastdozent zu uns gestossen. Bin-Han To ist freischaffender Animation-Regisseur und Visual Development-Artist. Er ist von Deutschland, wo er auch seinem Abschluss bei der Filmakademie Baden-Württemberg gemacht hat.

Wir wurden also von einem Fachmann in die Materie eingeführt.

 

Was haben wir gemacht?

Bei dieser Art Auftragsarbeit findet normalerweise zuerst ein Briefing der jeweiligen Auftraggeber statt. Anhand von diesen Briefing kreieren wir Ideen. Da wir dieses Jahr aber ohne Briefing begonnen haben, sondern mit Concept Art, war die Ideenfindung viel offener. Zu Beginn sammelten wir einfach mal Bilder, die uns in irgendeiner Weise gefielen.

Nachdem wir einem Bilderpool aus Internetbildern und Bibliotheksbücher erarbeitet hatten, ging es erst richtig los. Denn jetzt kommt der schwere Teil.

Wir mussten unsere Sammlung reduzieren und mit der Auswahl ein Moodboard erstellen. Ein Moodboard ist eine Bildersammlung auf einem Blatt, die Farbe, Stil, Stimmung, Design und vieles mehr über ein Projekt aussagen kann.

Anhand von diesem Moodboard haben wir uns eine Geschichte überlegt. Normalerweise hat man zuerst eine Idee und macht dann das Moodboard.

Als Nächstes haben wir Skizzen zu unserer Idee gemacht. Unsere Resultate haben wir dann im Plenum besprochen.

Dazwischen gab es immer wieder Inputs zu Licht, Farbe, Komposition, Bildaufbau und Umgang mit Details.

 

Bin-Han To und „Revolting Rhymes“

Bin-Han To ist ein sehr motivierter und aufgestellter Dozent. Schade bleibt er nur für eine Woche!

Wir profitierten auch extrem davon, das Bin-Han To gerade Co-Director bei einem Special der BBC war. „Revolting Rhymes“ heisst der 2016 entstandene Film. Das Special basierte auf den Romanen des britischen Schriftsteller „Roald Dahl“. Das 60 minütige Spezial wurde zur Weihnachtszeit im Fernsehen ausgestrahlt.

Unsere Klasse durfte den Film im Unterricht zusammen mit Bin-Han bestaunen. Alle waren begeistert. Danach bekamen wir noch viel Concept Art, Character Design, Color Sheets und Entwürfe vorgeführt. Die Entstehung dieses BBC-Projekts dauerte circa zweieinhalb Jahre.

Solltet ihr einmal die Möglichkeit haben, den Film oder ein Artbook zum Film zu kaufen, dann tut es! Es loht sich sehr, ich kann es nur empfehlen.

Revolting Rhymes: Trailer – BBC One

 

Weitere Filme von Bin-Han To
  • Die Prinzessin, der Prinz und der Drache mit den grünen Augen 2011,  Kurzfilm/Animation, 7 min
  • Noise Pollution 2011, Kurzfilm/Animation, 1 min
  • Ophelia: Love & Privacy_settings 2013, Kurzfilm/Komödie, 4 min

 

Weitere Links

Und ich habe ganz viele spannende Links für euch gefunden. Werft doch einen Blick darauf:

 

Abschlussfilm von Jacob Frey basierend auf dem Comicstrip von Fabio Coala

Bin-Han To hat hier am Visuelle Development mitgearbeitet

 

Interview mit Jacob Frey

Nach seinem Erfolgreichen Film hat er es bis zu Disney geschafft und traf nachher wieder auf Bin-Han To, bei der Zusammenarbeit an “Revolting Rhymes”. Er war da Animation Supervisor. Lest die Details im Beitrag.

– Leoni Dietrich –

 

 

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Die LuMAA ist wieder da!

 

Diesen Sommer findet zum zweiten Mal die Lucerne Masters Academy of Animation statt. Durchgeführt wird der sechswöchige 3D-Animations-Workshop von und an der HSLU in den Räumlichkeiten des Animationslehrganges. Studenten die sich mit ihrem persönlichen Showreel beworben haben und angenommen wurden, dürfen an diesem Kurs teilnehmen.

Profis aus allen Winkeln der Welt kommen nach Emmenbrücke um den wissbegierigen Studenten das Animieren beizubringen. Die Dozenten sind von renommierten Firmen wie: DreamWorks, Pixar, ILM und Weta Digital.

Aber nicht nur die Dozenten nehmen einem weiten Weg auf sich, auch Studenten aus Potsdam (DE), Viborg (Dänemark) und Baden-Württemberg (DE) gesellen sich zu den HSLU-Studenten und Alumni, um von den Meistern zu lernen.

LuMAA Programm:


Block 1: Back to the Basics

1. Woche: 31. Juli – 4. August 2017
Character Walk
Simon Christen  &  K.C. Roeyer

 

2. Woche: 7. August – 11. August 2017
Close up acting shot / lip sync
Stefan Schumacher (Showreel)

 


Block 2: Creature Animation shot

3. Woche: 14. August – 18. August 2017
Part 1: Blocking
Michael Aerni (Showreel)  &  Lukas Niklaus  (Showreel)

 

4. Woche: 21. August – 25. August 2017
Part 2: Polish
Lukas Niklaus

 


Block 3: Full Body Animation shot for Feature Animation

5. Woche: 28. August – 1. September 2017
Part 1: Blocking
Jean-Denis Haas  (Vimeo)

 

6. Woche: 4. September – 8. September 2017
Part 2: Polish
Thomas Grummt (Showreel)

 


Den Unterricht kann man sich in Etwa so vorstellen: Die Dozenten geben Inputs, danach können die Studenten das Gelernte anwenden und die Dozenten gehen währenddessen von Student zu Student um persönliches Feedback zu geben. Zwischendurch zeigen die Dozenten auch eigene Arbeiten oder Sachen, die sie inspirieren. Einmal, als ich gerade hereinspazierte, lief dieses Meisterwerk: “Lizzy — The chicken” Great ideas are everywhere.

Da es so viele unterschiedlichen Dozenten sind, ist in diesem Workshop nie ausgelernt. Es wird repetiert, vertieft und neues dazugelernt.

Nach dem Unterricht wird oft auch noch mit den Dozenten etwas unternommen. Bei schönem Wetter lassen die Studenten den Tag am Fluss ausklingen, schmeissen den Grill an oder gehen miteinander etwas Trinken. Einmal gingen sie sogar ins Kino, um mit Michael Aerni und Lukas Niklaus «War of the Planet of the Apes» zu schauen, an dem die Beiden mitgearbeitet haben. Connections werden geknüpft und das Animation Know-How wird verfeinert. Dozenten und Studenten sind auf einer Wellenlänge.

Showreels aus dem letzten Jahr

Die Studenten befinden sich momentan noch im Schlussspurt des Workshops. Wen das Endresultat aber jetzt schon wundernimmt, kann sich vom letzten Jahr zwei Showreels anschauen.

1) von Ramón Arango
Wer den Blog liest, weiss auch schon bereits um wen es sich hierbei handelt. Ramón schloss 2017 mit Proxy, den er zusammen mit Haidi Marburger und Nina Hoffmann machte, ab.

Ramon: Showreel LuMAA 2016

2) von Monika Jagodzinski
Monika schloss 2015 mit The Valley Below (Trail) ab, den sie zusammen mit Charmaine Bossert, Jonas Habermacher, Joel Hofmann, Matthias Huber und Dominic Lutz drehte.

Monika: Showreel LuMAA 2016

 

Wer noch mehr Infos möchte, kann hier auf den LuMAA Button gleich rechts oben vom Blogeintrag klicken.

Da gibt’s noch einen Videozusammenschnitt vom letzten Jahr und genauere Angaben zu den Dozenten.

– Leoni Dietrich –

Illusionen des Gehörs

Angenommen, Sie sollten einen Zahnpasta-Werbespot gestalten und dafür den berühmten Biss in den Apfel vertonen: Sie könnten natürlich in einen -hoffentlich – knackigen Apfel beißen. Sie könnten aber auch ein Stück Kreppband geschickt von der Rolle ziehen und kraftvoll abreißen – und für den Zuhörer würde das sich sogar überzeugender, „ echter“, anhören, denn die meisten Geräusche, die wir in Film und Fernsehen hören, sind Illusion.

Als Geräuschemacher und Tonkünstler synchronisiere ich seit 23 Jahren, Filme, Fernseh- und Theaterproduktionen, Trickfilme und Hörspiele.

Seit 2011 bin an der Studienrichtung Animation an der Hochschule Luzern – Design & Kunst  zu Gast und vertone die Bachelor- und Masterabschlussfilme mit Geräuschen. Im Gegensatz zur Realfilmvertonung, bei der es ja den Originalton vom Set gibt, ist dies eine besondere Herausforderung, da die Ton-Ebene komplett neu gestaltet und erarbeitet werden muss.
Dies erfordert viel Kreativität und Experimentierfreude. Bei der Tongestaltung für Animationsfilme werden vielmehr einzelne Geräusche und Klänge zusammengeführt und erforscht, um zu neuen Resultaten zu kommen. Dabei muss das Verhältnis von Arbeitsaufwand und Zeit zum Produkt stimmen. Die vielfältigen Projekte und unterschiedlichen Begegnungen mit den Studierenden sind sehr abwechslungsreich und interessant. Und wenn in einer Aufnahme-Session unvorhersehbare Sounds entstehen, die die Vorstellung toppen, ist das gemeinsame Erlebnis besonders schön und kann den Filmen nochmals einen Kick geben. Wenn Projekte allerdings nicht gut vorbereitet sind, und ich sozusagen aus einer Hand voll Mehl ein Fünf-Sterne Menü kochen soll, bei dem noch nicht mal klar ist, ob es italienisch oder chinesisch sein soll, wird es natürlich anstrengend.
Don`t worry, ich freue mich wieder auf neue Filme 2018. Diesen vielen verschiedenen Figuren, Charakteren, Atmosphären etc. sprich Filmen einen speziellen und eigenen, unverwechselbaren Sound zu geben, ist für mich eine große kreative Erfüllung. Nochmals vielen Dank an Thomas Gassmann und Christof Steinmann für die gute langjährige Zusammenarbeit.
Ich komme immer wieder gerne nach Luzern!

Heinrich-Dieter Hebben / Foley Artist / Geräuschemacher

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Besuch von der ILM!

 

Die ILM (Industrial Light & Magic) mit Hauptsitz in San Francisco, gehört zu den grossen Animationsstudios der Welt. George Lucas hat ILM 1975 gegründet. Inzwischen existieren in Vancouver, Singapur und London Zweig-Studios mit zahlreichen Mitarbeitenden für die VFX und Animations-Industrie. Filme wie Star Wars, Rango, Pirates of the Caribian, Jurassic Park, Men in Black, Marvel’s the Avengers, Harry Potter, The Revenant, Rogue one und aktuell: Kong: Skull Island sind von ILM realisiert.

Miguel Macaya (*1982) ist heute Compositor bei der ILM. Das Tolle: Er hat vor 12 Jahren an der HSLU Design & Kunst Luzern den Bachelor in Video gemacht und kommt diese Tage zu uns in die Animationsabteilung um das Basiswissen eines Compositor-Programms (NUKE) den 2BA Studierenden zu vermitteln. Auf  sympathische Art machte er eine öffentliche Präsentation und zeigte seinen persönlichen Weg bis zur ILM auf. Nebst dem anfänglichen Freelancen nach dem Studium eignete er sich fleissig im Selbststudium weitere Skills an, die fürs Compositing hilfreich sind. Nach mehreren kleineren und mittleren Jobs bei Studios in London, klappte der Sprung zur ILM. Aber was ist unter Compositing zu verstehen? Einfach erklärt, ist das Compositing der Prozess des Zusammenführens mehrerer Bildelemente zu einem stimmigen Gesamtbild. Miguel erklärte seine Arbeit ausführlich am Beispiel Dr. Strange. Verschiedene Layer ergänzen, retouchieren das Filmset und werden mit VFX (= visual effects) bereichert. Ohne Compositing würde beispielsweise der Kampf in der Zeitschleife relativ plump daherkommen, schaut auf Youtube!

Das Schöne an Miguels Präsentation ist, dass er aufgezeigt hat, dass es möglich ist, in der “grossen Filmindustrie” Fuss zu fassen. Und noch schöner ist, dass er gern zurück an seine Wurzeln kommt und sein Wissen an die Studierenden weitergeben möchte.

Grossen Dank!

-Lea Hunziker-

 

Meet the Artist # 2: Tim Allen

Tim_Allen

Wer Creature Comforts (Aardman, 2003-), Corpse Bride (Tim Burton, 2005) oder Frankenweenie (Tim Burton, 2012) gesehen hat, traf indirekt bereits auf Tim Allen. Er animiert für Features und bleibt dabei bescheiden und sympathisch. Mit riesigem Koffer – etwa nicht mit Kleidung sondern mit allerlei Animationspuppen, Props und Armaturen, reiste Tim bei uns an und gab erst eine open lecture gefolgt von einem StopMotion Workshop. Und ganz nebenbei gab er noch ein Interview, das zu sehen sich sehr lohnt, Dank an Kilian, Owley und Silvain!

 

Meet the Artist on the roof? Michaela Pavlatova lässt im Interview ihren Blick auf die Animationslandschaft schweifen

Michaela Pavlatova (*1961) war letzte Woche für uns ein doppelt wichtiger Gast: Die international bekannte Animatorin aus Prag gab einerseits in einer open lecture spannende Einblicke in ihr Schaffen und andererseits für unsere Abschluss-Studierenden wichtige Inputs für ihre Graduate Filme. Animations-Student Kilian Vilim traf Michaela auf dem Dach der Schule zum Interview: 


KILIAN: In deiner open lecture betonst du mehrmals, wie man Wege finden kann, während einem Projekt Zeit einzusparen. Kann durch dieses Einsparen der Zeit und schneller Produzieren nicht die Qualität der Animationsfilme leiden? Als Gegenbeispiel nenne ich z.B alte tschechischen Trickfilmproduktionen, die vergleichsweise recht aufwendig in der Produktion waren.

MICHAELA: Wenn man zurückschaut, ist Qualität und Zeit bezüglich einer Produktion, z.B. im Kommunismus etwas ganz anderes gewesen. Die Finanzierung vom Staat gegenüber gewissen kulturellen Projekten war teilweise sehr hoch. Das waren Beträge die man heute in Tschechien und auch anderen Ländern kaum erzielen kann, bis vielleicht in Kanada. Es ist also vielleicht auch viel mehr eine persönliche Entscheidung, dass das Budget begrenzt bleiben soll. Wie viel Zeit man also in ein Projekt investieren kann und will, bleibt jedem selber überlassen. Gewisse Abläufe zu beschleunigen oder zu optimieren, hat jedoch immer etwas Gutes.

KILIAN: Du sprichst davon das du selbst oft deinen Stil wechselst und mit diversen Designs experimentierst. Was würdest du neben dem Experimentieren des Stils und des Designs, uns Studierenden noch ans Herz legen?

MICHAELA: Was ich damit meinte ist, dass man es mit einem Stil natürlich sehr weit bringen kann. Nehmen wir als Beispiel Bill Plympton, der einen sehr charakteristischen Stil hat, einen Wiedererkennungswert, der sich durch all seine Werke zieht. So etwas kann funktionieren. Es ist aber auch spannend, sich nicht an einem Stil und einer Figur festzuhalten. Als Studierende solltet ihr euch hierbei nicht zu sehr hetzen, euch Zeit lassen. Probiert Dinge aus à la „slow cooking“. Sammelt Erfahrungen und lasst euch von den verschiedensten Medien inspirieren. Das Lernen hört nach den 3 Jahren Studium nicht auf, sondern geht immer weiter, sich immer an das Gleiche zu krallen wäre ja auch für einen selbst sehr langweilig.

KILIAN: Was hat dich dazu inspiriert Animationsfilme zu machen?

MICHAELA: Eigentlich komme ich ja aus der Illustration. Das bewegte Bild kam etwas später. Ich habe irgendwann einmal, eine Super 8 Kamera in die Hand gedrückt bekommen und dann meine ersten Erfahrungen gesammelt. Zu meiner Jugend gab es das Internet noch nicht, der Zugriff auf Filme war anders als heut zu Tage. Zugang zu Filmen hatten wir dann in Ausstellungen, Retrospektiven sowjetischer Kunstschaffenden, die in Kulturzentren ihre Werke ausstellten. Geprägt hat mich aber sicherlich Priit Pärn, ein estnischer Animator aus Tallinn. 

KILIAN: Was ist dein persönliches Ziel in deinem Leben, gibt es etwas Bestimmtes was du als Animatorin bzw. Filmemacherin noch erreichen willst?

MICHAELA: Es ist eigentlich sehr selbstsüchtig. Ich liebe das Animieren einfach! Am ganzen Prozess beteiligt zu sein, an einem Film zu arbeiten, das ist für mich eigentlich schon das grosse Glück. Es ist mir aber auch wichtig, dass meine Arbeiten dem Publikum zugänglich sind und meine Filme, meine Idee, lesbar sind. Mir gefallen Projekte die eine Botschaft haben, mehr als z.B bei meinem neuen Film „Tram“. Der Animationsfilm hat eben die Möglichkeit, in 5 Minuten eine „Message“ mitzuteilen. Aber eigentlich ist das Leben ja schon kompliziert genug, Ziele? Das Leben ist da, um gelebt zu werden!

KILIAN: Du sagtest du hast dich damals in das Programm „Flash“ verliebt. Könntest du dir nochmals vorstellen, ein analoges Projekt zu verwirklichen?

MICHAEL: Ehrlich gesagt nein. Das erste Programm, das man erlernt, in das verliebt man sich für gewöhnlich auch. Der Befehl „rückgängig“, ist einfach unbezahlbar und so wahnsinnig praktisch! (lacht).Wie ich schon sagte, ist mir auch die Botschaft sehr viel wichtiger als das Bild. Die Botschaft hat für mich Priorität, das Bild steht für die gestalterische Qualität, da bin ich flexibel.

Aber sicher ist das analoge Arbeiten sehr ästhetisch, ich liebe es zu skizzieren. Sowie bei den Skizzen für „Tram“, wenn man keine Angst hat Material zu verschwenden, haben die Zeichnungen eine Lockerheit, die in einem Programm verloren gehen, das ist natürlich etwas schade.

KILIAN: Du lehrst ja sowohl in Tschechien als auch in den Staaten. Unterscheiden sich die Studierenden in ihrer Arbeitsweise, ihrem Fokus, ihrer Motivation?

MICHAELA: Ja es gibt sicherlich Unterschiede. Dort wo ich in Amerika studiere, ist Animation meist ein Kurs, also kein reiner Animationsstudiengang wie z.B in Prag. Man spürt den Druck mehr in Amerika, davon nach dem Studium davon zu Leben, sich auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen zu müssen. Da erlauben wir uns in Europa mehr Zeit, wir haben viel mehr die Möglichkeit unabhängig zu arbeiten. In Amerika sind sie technisch sehr schnell und Ziel orientiert. Daher ist es mir wichtig sie als Dozentin auch auf andere Gedanken zu bringen. Ihnen Alternativen aufzuzeigen, ihr visuelles Denken anzuregen. Das Leben ist sehr komplex und heutzutage auch so unübersichtlich. Ich möchte den Studierenden mitgeben, dass sie sich ihr Mosaik individuell zusammenstellen und sie sich die interessanten Fragmente aus dem Leben zusammensuchen.

KILIAN: Würdest du uns etwas von deinem aktuellen bzw. zukünftigen Projekt verraten?

MICHAELA: (Lacht). Das ist seltsam, ein neues Projekt ist wie frisch verliebt sein. Es ist leidenschaftlich, aber man mag noch nicht so gern darüber sprechen. Ich kann so viel verraten, dass es ein Animationsfilmfeature, über ein Buch sein wird. Es geht um eine tschechische Frau in Afghanistan. Das Buch basiert auf ihren Erfahrungen vor Ort, ihrer Heirat, ihrer Emanzipation und ihrer Absorption innerhalb der neuen Familie. Die Sicht einer Europäerin, auf ein für mich fremdes Land und dessen Kultur. Eigentlich war das Projekt für einen Realfilm vorgesehen, ich habe das Skript gelesen und wollte dieses Projekt unbedingt in Animation umsetzen. Ich schrieb dem Produzenten und jetzt darf ich daran arbeiten, es bleibt spannend! Ich werde hierfür auch einige Studierende aus Prag teilhaben lassen, damit sie dort ihre Erfahrungen sammeln können. Ich freue mich sehr darauf!

KILIAN: Vielen Dank für das spannende Gespräch!

Masterclass Izabela Plucinzska

Izabela Plucinzska bildet zurzeit mit Paul Bush das Projektentwicklungsteam für unsere 3 Bachelors.

Am Mittwoch, 11. November gab sie eine Masterclass – eine wunderbare Gelegenheit, einen Blick durchs Schlüsselloch ihres reichen Werks zu gewinnen!

Ihre Filme, allesamt direkt in Plastilin animiert, sprühen vor Lebendigkeit: Mufflige Paare entdecken ihre in Verlorenheit geglaubte Erotik wieder; der teigige Plastilin eröffnet Izabela dabei humorvolle Szenarien, die einen schmunzeln lassen. Die Esterhazys hoppeln vergnügt durch Berlin und selbst der traurig anmutenden Vergesslichkeit einer Frau widerfährt eine ästhetische Bilderwelt, die biochemischen Prozessen auf abstrakte Weise angelehnt scheinen.

Beim Animieren mit Plastilin geschehen fast zwangsläufig Fehler. Das Material sei so weich und sensibel und vor allem unmittelbar. Fehler machen sei nicht schlimm! Sie lassen sogar Wege fürs Entstehen von Neuem zu.

Izabelas Tipps: Habt Freude an der Arbeit, tauscht euch aus! Holt euch Inspiration aus der Literatur, aus dem Theater! Und habt Mut, bekannte Leute anzufragen! Sie selbst hat für ihren damaligen Abschlussfilm eine renommierte polnische Band für die Musik gewonnen, was für ihre Arbeit ein durchaus tragendes Element war.

Liebe Izabela, Danke für deine wertvollen und sympathischen Inputs!

 

 

 

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